Hochwertige Patientenversorgung beginnt mit aufgeklärter Selbstfürsorge

Die Sorge um andere ist für Angehörige der Gesundheitsberufe natürlicher als die Sorge um sich selbst. Deshalb haben sich in den letzten Jahren systematische Selbstpflegeprogramme zu einem festen Bestandteil einer hochwertigen Patientenversorgung entwickelt.

In einem Beruf, bei dem viel auf dem Spiel steht, der hochtechnologisch und kostspielig ist und der in einem stark regulierten und streng überwachten Arbeitsumfeld ausgeübt wird, können Stressfaktoren am Arbeitsplatz einen hohen Tribut fordern. Selbst bei den engagiertesten und mitfühlendsten Gesundheitsdienstleistern. Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben war noch nie so schwierig wie heute – und noch nie so wichtig für das Wohlbefinden von Patienten und Arbeitnehmern. Trotz des gestiegenen Bewusstseins für die Notwendigkeit der Selbstfürsorge zeigen aktuelle Studien, dass fast die Hälfte der Ärzte unter Burnout leidet.1 Und auch Krankenschwestern und andere Mitglieder von Pflegeteams sitzen im selben Boot, wenn es um Arbeitsstress geht.2

Erziehung zur Selbstfürsorge

Zwei neue Programme beleuchten die Notwendigkeit der Selbstfürsorge und geben den Organisationen, die Strategien am Arbeitsplatz im Gesundheitswesen umsetzen wollen, eine Orientierung.

Sieben Schritte zum Wohlbefinden für Organisationen im Gesundheitswesen

Im Mai 2019 stellten die American Physician Alliance und die American Hospital Association eine neue Publikation vor, die Perspektiven und praktische organisatorische Empfehlungen zur Selbstpflege bietet.

Laut dem Well-Being Playbook: A Guide for Health System Leaders (Leitfaden für Führungskräfte im Gesundheitswesen): „Die Führung von Krankenhäusern und Gesundheitssystemen muss an die Bedeutung des Wohlbefindens von Klinikern glauben und sich dazu verpflichten, es zu einer strategischen Notwendigkeit zu machen. „3

Das Playbook empfiehlt sieben Schritte, um diese Ziele zu erreichen.3

  1. Infrastruktur für Wohlbefinden schaffen. Dies beginnt an der Spitze mit dem CEO oder CMO.
  2. Engagieren Sie Ihr Team. Jede Abteilung und jeder Kontaktpunkt mit dem Patienten muss sich beteiligen.
  3. Wohlbefinden messen. Um die Fortschritte zu messen, sind mindestens jährliche Erhebungen erforderlich.
  4. Interventionen gestalten. Qualitätsverbesserungen sind in sechs Schlüsselbereichen erforderlich: Input, Anerkennung, Qualität, Effizienz, Widerstandsfähigkeit und Gemeinschaft.
  5. Piloten umsetzen. Erzielen Sie eine hohe Akzeptanz, um einen Impuls für das größere Wellness-Programm zu geben.
  6. Bewertung der Auswirkungen. Bewertung der Fortschritte anhand von Ergebniskennzahlen.
  7. Schaffen Sie eine nachhaltige Kultur. Feiern Sie Erfolge und informieren Sie das Team regelmäßig.

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Lernen zur Unterstützung der pflegerischen Selbstversorgung

Krankenschwestern und -pfleger stehen an der vordersten Front der Pflege, wo Mitgefühl fast ständig gefragt ist. Kein Wunder, dass Burnout in der Pflege so weit verbreitet ist.

Um das Bewusstsein für Selbstfürsorge zu schärfen und Bewältigungsstrategien für Organisationen und Einzelpersonen zu vermitteln, wurde auf der AORN Surgical Conference and Expo 2019 im April ein neues Programm zur Selbstfürsorge vorgestellt.4 Das Programm mit dem Titel „Finding Harmony by Practicing Self Care“ (Harmonie finden durch Selbstfürsorge) bietet Teilnehmern aus dem Pflegebereich Weiterbildungspunkte. Sie wurde von Pfielder Enterprises gesponsert und von Owens & Minor Halyard, Inc. finanziert.

Das Programm wurde speziell für das stressige Umfeld der perioperativen Pflege entwickelt, bietet jedoch Lösungen für alle Pflegekräfte.

Die Ziele des Programms sind5:

  • Identifizieren Sie typische Stressoren
  • Erklären Sie die Auswirkungen von Stress
  • Beschreiben Sie Möglichkeiten der Selbstfürsorge
  • Besprechen Sie verfügbare Ressourcen zum Aufbau von Selbstfürsorgefähigkeiten

„Wenn wir unter Stress stehen, nehmen wir uns einfach keine Zeit für die Selbstfürsorge“, sagt Kathleen Stoessel, MS, BSN, RN. „Selbstfürsorge sollte ein wesentlicher Bestandteil des Schutzes der eigenen Gesundheit – sowohl der körperlichen als auch der geistigen – sein, damit man anderen helfen kann“, fügt Stoessel hinzu, der die Schulung für Halyard auf der AORN-Veranstaltung präsentierte.

Arten von Stress

In einer aktuellen Studie von Natalie Johnson6 wird Stress in drei Typen unterteilt: Normal, Training und Exzess. Sie weist darauf hin, dass die ersten beiden Faktoren die Widerstandsfähigkeit und das persönliche Wachstum fördern können, während die letzteren zu negativen Auswirkungen führen können, die durch Selbstfürsorgeprogramme behoben werden sollen.

Die Herausforderungen in der perioperativen Versorgung sind in vielen medizinischen Fachbereichen zu finden:

  • Akute Patienten, hohes Risiko
  • Kritische Pflegeumgebung
  • Unterschiede zwischen den Generationen
  • Stress durch Unhöflichkeit und Mobbing
  • Produktivitätsdruck und hohe Stückzahlen

Wenn die Selbstfürsorge nicht auf Systemebene betont wird, können sich negative Auswirkungen auf den Arbeitsplatz im Gesundheitswesen ausbreiten, die den Stress des Einzelnen verstärken und zu einer ineffektiven und unangenehmen Zusammenarbeit führen. Wenn individueller und kollektiver Stress zu einer ineffektiven Zusammenarbeit bei der perioperativen Versorgung führt, ist die Wahrscheinlichkeit von Patientenfehlern ebenfalls größer.7,8

Vier wichtige Strategien zum Stressabbau

Hier sind ein paar einfache Möglichkeiten, wie Sie Ihren Stress reduzieren können:

  1. Üben Sie sich in Mikro-Erholung – wählen Sie Aufgaben wie tiefes Atmen, die nur ein oder zwei Minuten dauern, um sie während der Arbeit auszuführen. 6
  2. Bewegen Sie sich und ernähren Sie sich gesund – halten Sie sich an die Empfehlung der American Heart Association von 150 Minuten moderater Bewegung pro Woche.9
  3. Spielen Sie draußen – nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um frische Luft zu atmen.10
  4. Bleiben Sie sozial – starke Beziehungen können Stress abfedern.10

Darüber hinaus sollte die persönliche Sicherheit und der Schutz ein Schwerpunkt jedes Selbstpflegeprogramms sein – vom Umgang mit scharfen/spitzen Gegenständen und Lasern bis hin zur Verwendung einer geeigneten persönlichen Schutzausrüstung.

Schließlich sollten sich Krankenschwestern und Krankenpfleger (und andere) darüber im Klaren sein, dass das „Gleichgewicht“ schwankt und das Finden und Aufrechterhalten von „Harmonie“ eine ständige Aufgabe ist, die Flexibilität erfordert. Das beginnt mit der Selbstreflexion, um die eigenen übermäßigen Stressoren zu verstehen, und dann mit der Umsetzung spezifischer Strategien, die für sie funktionieren. Hier finden Sie einige der zahlreichen Ressourcen, die Ihnen helfen können:


REFERENZEN:

  1. Medscape National Physician Burnout, Depression and Suicide Report 2019, S. 2. https://www.medscape.com/slideshow/2019-lifestyle-burnout-depression-6011056?faf=1#1
  2. Brown S, Whichello R, Price S ,) Der Einfluss von Resilienz auf Burnout bei Krankenschwestern: Eine integrative Literaturübersicht. Chirurgische Krankenpflege; Pitman Vol. 27, Iss. 6. (Nov/Dez 2018): 349 https://search.proquest.com/openview/230ba7e00a6e816d1361c3665365baae/1?cbl=30764&pq-origsite=gscholar
  3. American Hospital Association.(2019) Well-Being Playbook: A Guide for Hospital and Health System Leaders, Mai 2019. https://www.aha.org/system/files/media/file/2019/05/plf-well-being-playbook.pdf
  4. Stoessel, K. Finding Harmony by Practicing Self Care, Fortbildungsseminar, AORN-Konferenz und -Ausstellung 2019
  5. Ebd.
  6. Johnson, N. „Make Your Stress Benefit You“ Periop Today Newsletter, Nov. 14, 2018. https://www.aorn.org/about-aorn/aorn-newsroom/periop-today-newsletter/2018/2018-articles/make-your-stress-benefit-you?utm_source=Email&utm_medium=Newsletter&utm_content=11_14_18&utm _campaign=Periop_Today/. Der Originalartikel ist derzeit nicht online verfügbar.
  7. Gollwitzer PM, Doris Mayer D, Frick C, Oettingen G. Promoting the self-regulation of stress in healthcare providers: Eine internetbasierte Interventionsfront. Psychol. 15. Juni 2018 DOI: 10.3389/fpsyg.2018.00838. file:///C:/Users/mcboy/Downloads/Förderung_der_Selbstregulierung_von_Stress_in_Gesundheit_.pdf
  8. Brennan PA, Mitchell DA, Holmes S, Plint S, Parry D. Auch gute Menschen, die ihr Bestes geben, können Probleme haben: Erkennung menschlicher Faktoren und Möglichkeiten zur Minimierung von Fehlern. Br J Oral Maxillofac Surg. 2016;54(1):3-7.
  9. Amerikanische Herzgesellschaft. Wie man Herzkrankheiten in jedem Alter vorbeugen kann. https://www.heart.org/en/healthy-living/healthy-lifestyle/how-to-help-prevent-heart-disease-at-any-age Zugriff am 5. Februar 2019
  10. Grohol JM. Sei wie die Natur: Bend and Be Resilient, https://psychcentral.com/blog/be-like-nature-bend-be-resilient/. Zugriff am 5. Februar 2019.

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Patientensicherheit